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Das Preußische Meteorologische Institut

 
 
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2.   Ausgründungen aus dem Preußischen Meteorologischen Institut

 

2.1   Meteorologisch(-Magnetisch)es Observatorium Potsdam (1892)

Für die Reorganisation des Preußisch Meteorologischen Instituts erwog man sowohl die Herauslösung des Meteorologischen Instituts aus dem Statistischen Büro wie die Unterstellung z.B. unter die Deutsche Seewarte in Hamburg oder unter das Astrophysikalische Institut in Potsdam. Das Netz von Beobachtungsstationen II. und III. Ordnung sollte ausgebaut (Schließen von Lücken, Erweiterung um 2000 Regenmeßstationen etc.) und in Potsdam ein Meteorologisch-Magnetisches Observatorium I. Ordnung geschaffen werden. Um dessen Aufbau auf dem Telegrafenberg in Potsdam ab 1890 kümmerte sich vor allem A. Sprung, der Leiter der Abteilung III des PMI, die für die Instrumentenausstattung der Beobachtungsstationen zuständig war. Der Dienstbetrieb im Meteorologischen Observatorium begann im Herbst 1892 und die meteorologischen Beobachtungen am 1.1.1893. Heute kann das Meteorologische Observatorium Potsdam auf eine nur durch wenige Tage am Ende des 2. Weltkriegs unterbrochene eigene über 100jährige Meßdatenreihe am gleichen Ort, unter gleichen Bedingungen und mit vergleichbaren Instrumenten zurückblicken. Das ist ein außerordentlich seltener Glücksfall und weltweit von enormer Wichtigkeit für die Bestimmung von Klimaveränderungen.

(Abb. 7)

Die Auswertung der eigenen, zum Teil experimentell gewonnenen, sowie der aus dem Beobachtungsnetz von 149 preußischen Stationen (siehe z.B. Abb. 6, 8 und 11) stammenden Meßdaten für die Weiterentwicklung meteorologischer Theorie- und Modell-Bildung, und darüber hinaus die wissenschaftliche Veröffentlichung der Meßdaten und Auswertungen waren die zentralen Aufgaben an diesem Observatorium. Nur soweit Zeit und Geldmittel für weitere Arbeiten reichten, konnten Forschungsaufgaben nach eigenen Schwerpunkten zusätzlich durchgeführt werden. Trotzdem wurde hier eine große Zahl bedeutender Forschungsergebnisse erarbeitet, z. B. zur Strahlung und zur Luftelektrizität. Zum 50-jährigen Bestehen des Preußischen Meteorologischen Instituts im Jahr 1897 zeigte Bezold als Leiter des Instituts in einer Festansprache die damals bereits mit Hilfe der Arbeit des Observatoriums durchlaufene Entwicklung der meteorologischen Wissenschaft auf “von der Mittelwertsklimatologie, von A. v. Humboldt und anderen Wissenschaftlern initiiert, über die synoptische Meteorologie bis zur Physik der Atmosphäre”.

Erster Leiter des Observatoriums war Prof. Dr. A. Sprung. Der “diensthabende” Beobachter war Prof. Dr. R. Süring, der später international beachtete Beiträge zur Physik der Wolken lieferte. Schon 1893 begann man am Observatorium mit einer analogen, laufenden Registrierung der eigenen Meßdaten, die stündlich ausgewertet wurden.

Süring hatte neben seinen Beobachter- und Auswertungsaufgaben in den Jahren 1901/02 Pläne für einen telegrafischen Wetternachrichtendienst auszuarbeiten. Die vom PMI vorgelegte Denkschrift vom 1.6.1903 bildete die Grundlage für den Aufbau des Wetterdienstes, der jedoch entgegen den Erwartungen des PMI in den Zuständigkeitsbereich des Landwirtschaftsministeriums gegeben wurde. Nach dieser Regelung gingen die Beobachtungen aus dem Netz der preußischen Beobachtungsstationen zwar nach wie vor an das Königlich Preußische Meteorologische Institut. Für die tägliche Wetterberichterstattung und Prognose wurden sie von dort an das Berliner Wetterbureau weitergeleitet.

Die Erarbeitung der Berichte, Wetterkarten und Prognosen durch das Berliner Wetterbureau basierte damit auf:
- den täglich dreimal eintreffenden Wettertelegrammen der Seewarte
- täglichen telegrafischen Berichten aller Beobachtungsstationen des Dienstbezirks
- wöchentlich zusammengefaßten schriftlichen Meldungen über die Wetterbeobachtungen von den Stationen
- schriftlichen Niederschlags-Meldungen und Meldungen anderer ungewöhnlicher Witterungsvorgänge (Gewitter o.ä.) nach Auftreten auf vorgedruckten Postkarten-Formularen (siehe Abb. 1 und 2) aus einem erheblich größeren Netz
- täglichen eigenen Wetterbeobachtungen des Bureaus
- Meldungen über Wasserstandsverhältnisse der größeren Fließgewässer im Dienstbezirk.

Die Abonnenten der Wetterberichte der Deutschen Seewarte zahlten für die täglich bis zu drei Telegrammen monatlich zwischen 10 (für nur das erste tägl. Telegramm) und 30 Mark (für alle drei tägl. Telegramme) plus Zustellgebühr. Die Telegramme waren bis 1907 chiffriert, um Übertragungszeit und –kosten zu sparen. Da die Übermittlung der Codes jedoch zu vielen Übertragungsfehlern führte und die chiffrierten Informationen von den Empfängern nur nach spezieller Ausbildung gelesen werden konnten, telegrafierte man ab 1908 überwiegend in offener Schreibweise, jedoch höchstens 8 Textworte je Telegramm. Das erste tägliche Wetter-Abonnementstelegramm enthielt die Beobachtungen aus 58 Stationen und wurde weiterhin chiffriert übermittelt. Das Recht, umfangreiche telegrafische Informationen durch Kurzzeichen zu ersetzen, kann als ein kostensparendes Privileg für die Wetterdienste gewertet werden.

Dem Wetterbureau waren die Gebühren für die Auflieferung der Telegramme an die Telegrafenanstalten erlassen. Diese Kosten wurden der Post durch das Innenministerium pauschal erstattet zu 2,50 Mark monatlich je Telegrafenstation.

Durch die Leistungen des Berliner Wetterbureaus für den praktischen Wetterdienst, vor allem für die Entwicklung der berühmten “Berliner Wetterkarte” (1901 bis 1918), konnten sich das PMI und das Meteorologische Observatorium in Potsdam (MOP) auf die Erarbeitung wissenschaftlicher Erklärungsansätze, auf die Instrumentenentwicklung, auf die Entwicklung von Meßverfahren, auf die Eichung von Instrumenten u.ä. konzentrieren. Hier wurden die “Grundlagen für eine beschreibende Klimatologie, nämlich die Charakterisierung des mittleren Zustandes der Atmosphäre und dessen Schwankungsbreite” bereitgestellt (zitiert nach Spänkuchs Vorwort in Körber, 1993).

(Abb. 9 und 10)

Das Berliner Wetterbureau wurde 1923 dem Preußischen Meteorologischen Institut als Abt. IV eingegliedert (Schlaak, 1984, S. 115). Durch die Zusammenfassung des Wetterdienstes mit den Forschungseinrichtungen wurde eine deutliche Zentralisierung der meteorologischen Institutionen eingeleitet.

(Abb. 12)

 

2.2   Aeronautisches Observatorium in Lindenberg (1905; zuerst in Tegel, 1900)

In Berlin im PMI begann am 1.4.1899 die Aeronautische Abteilung mit ihrer Arbeit, die Aßmann ab 1888 mit der Entwicklung von Ballon- und Drachen-Aufstiegen zu Registrier-Messungen in der freien Atmosphäre und den höheren Luftschichten vorbereitet hatte. Bereits 1886 hatte Bezold mit dem französischen Luftschiffer und Gelehrten G. Tissandier geplant, gemeinsame bzw. international koordinierte Fesselballonaufstiege zu Messungen in höheren Luftschichten durchzuführen. Erst 1893 konnte diese Idee verwirklicht werden: durch Telegramme von Berlin nach St. Petersburg und Stockholm glückte es am 15.7., am 4. und am 9.8., an allen drei Orten gleichzeitige wissenschaftliche Auffahrten durchzuführen. 1896 gelang mit einem fast gleichzeitigen Aufstieg von Registrierballonen in Paris, Straßburg, Warschau, St. Petersburg, München und Berlin der Beginn einer synoptischen Aerologie (Pelz,1998, S. 7).

Schon 1892 war es den beiden französischen Wissenschaftlern Gustave Hermite und Georges Besançon gelungen, aus dreifacher Goldschlägerhaut (innen und aussen gefirnist) einen 113 m³-Registrierballon zu entwickeln, am 21.3.1893 damit ca. 15 km Höhe zu erreichen und so die Ballonsonden-Bewegung einzuleiten.

Für seine Aufstiege entwickelte Aßmann ein flüssigkeitsumströmtes Alkoholthermometer (Aspirations-Thermometer), bei dem die Lufttemperatur-Messungen nicht wie sonst meist durch direkte Sonneneinstrahlung verfälscht wurden. Eine erste Erprobung dieses Thermometers in einem ebenfalls von Aßmann vorbereiteten Registrierballon-Aufstieg erfolgte in Berlin 1894. Die mit der Registrier-Aufstiegstechnik eingeläutete Erforschung der oberen Luftschichten, die Herausbildung einer Physik der freien Atmosphäre, die für die Wetter-Prozesse von großer Bedeutung ist, wurde wenig später zum weltweit angewendeten Regelverfahren. Der Bedarf für Höhenwetterprognosen wuchs durch den sich entwickelnden Luftverkehr sehr rasch an.

Es waren mechanisch angetriebene Registriergeräte für Lufttemperatur, Luftdruck und Luftfeuchte, die vom PMI mit Drachen und Ballonen in die freie Atmosphäre aufgelassen wurden. Hinzu kamen Meßergebnisse von Offizieren der Königlichen Luftschiffer-Abteilung aus bemannten Ballonfahrten. Zur stärkeren Konzentration dieser Untersuchungen wurde die Abteilung IV (die Aeronautische Abteilung) zunächst im Institut am Schinkelplatz 6 und 1899 auf dem Tegeler Schießplatz an der Tegeler Landstraße gebildet.

Am 31. Juli 1901 stellten Süring und Berson in offener Gondel an einem Freiballon bei einer Meßfahrt einen neuen Höhenrekord mit 10.800 Metern auf und erwarben unter Lebensgefahr zahlreiche neue Erkenntnisse über die Hochatmosphäre.

Aufgrund der bis 1901 bereits durchgeführten Aufstiege mit Ballon-Sonden “entdeckte” Aßmann in Berlin 1902, nahezu zeitgleich mit Teisserenc de Bort in Paris, die Stratosphäre als einen Bereich der Atmosphäre mit besonderen Eigenschaften. Vor allem die wissenschaftlichen Luftfahrten, die in Deutschland von Aßmann und dem “Deutschen Verein zur Förderung der Luftschiffahrt” seit 1888 vorangetrieben wurden, haben “so entscheidend dazu beigetragen, die Meteorologie von einer anfangs nur geografisch-klimatologisch-statistischen Betrachtungsweise des Ablaufes und der Zusammengehörigkeit der einzelnen einander begleitenden Erscheinungen an Hand von Beobachtungen der untersten Luftschichten und ihrer Darstellung auf Wetterkarten zu einer physikalischen Betrachtungsweise des ursächlichen und gesetzmäßigen Zusammenhanges der atmosphärischen Vorgänge zu leiten” (Dubois, 1993, S. 10).

Aufgrund dieser international beachteten Berliner Bemühungen um physikalische Messungen in der freien Atmosphäre konnte am 20.-24.5.1902 eine Tagung der Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luftfahrt in Berlin durchgeführt werden. Im gleichen Jahr begann man am Aeronautischen Observatorium (noch in Tegel) bereits mit täglichen Aufstiegen von Registrierballonen.

Hand in Hand mit diesem Fortschritt ging die Entwicklung der später weltberühmten Firma für optische und mechanische meteorologische Meßgeräte, der Firma R. Fuess, zunächst in der Mauerstraße 84, dann in der Wassertorstraße 46 und schließlich in Steglitz, in der Düntherstraße 8. Im Jahr 1887 begründete R. Fuess, zusammen mit W. v. Siemens und anderen die Physikalisch-Technische Reichsanstalt. 1965 feierte die Firma Fuess ihr 100jähriges Bestehen.

Die Nähe der Großstadt Berlin brachte für die aerologischen Messungen große Unsicherheiten mit sich, so daß nach längerer Auswahl für einen neuen Standort der Registrierballon-Messungen die Entscheidung auf Lindenberg bei Beeskow fiel, an dem 1903/04 ein Aeronautisches Observatorium aufgebaut wurde. Im April 1905 schied das Aeronautische Observatorium aus der Zuständigkeit des Preußischen Meteorologischen Instituts aus, wurde dem Preußischen Kultusministerium direkt unterstellt, und be­gann mit seinen Arbeiten in den neuen Räumen in Lindenberg.

Vom 5.-7.April 1906 stellten die beiden Mitarbeiter des Aeronautischen Observatoriums, Kurt und Alfred Wegener (Letzterer wurde später als Meteorologe und Geophysiker durch seine Grönlandexpeditionen und durch seine Kontinentalverschiebungstheorie berühmt), bei einer Driftfahrt zur Erhebung meteorologischer Daten mit einem Freiballon einen Dauerrekrod von 52,5 Std. auf.

Das Aeronautische Observatorium Lindenberg (AOL) war u. a. führend beteiligt am Aufbau des für die Luftfahrt bedeutsamen meteorologischen Luftfahrer-Sicherungs- und –Warndienstes. Dieser sollte anfangs hauptsächlich Luftschiffer und Ballonfahrer vor Gewittern warnen. Hierzu hatten sich 18 Telegraphenanstalten bereitgefunden, dem AOL ihre Gewitter­beobachtungen in gebührenpflichtigen Telegrammen mitzuteilen.
“Die Telegramm­gebühren wurden gestundet und vom Observatorium in Lindenberg durch Vermittlung des Postamtes in Beeskow eingezogen”.

Da die Zahl dieser Meldungen bei weitem nicht ausreichte, um verläßliche Prognosen über Zugrichtungen von Gewittern zu prognostizieren, “hat das Observatorium in Lindenberg im Einverständnis mit dem Reichspostamt eine größere Zahl kleiner Postanstalten dafür gewonnen, sich freiwillig am Gewitterdienste zu beteiligen. Im vergangenen Sommer haben 556 Reichs-Telegraphensanstalten Gewitterbeobachtungen für das Lindenberger Observatorium angestellt und 941 Gewittermeldungen abgesandt” (Karsunky, 1911, S. 418). Bei dem 1910/11enstandenen “Gewittermeldedienst” Aßmanns handelte es sich schließlich um 600 über ganz Deutschland verteilte Postämter, die “jedes in ihren Leitungen angekündigte und von ihnen selbst wahrgenommene Gewitter und jede Böe sofort telegrafisch nach Lindenberg” meldeten. 1913 wurden bereits 1040 mal von Luftfahrern Auskünfte bei der Hauptzentrale in Lindenberg abgefragt (Dubois, 1993, S. 41/42).

Nachdem 1914 Aßmann aus der Leitung des Observatoriums aus Altersgründen ausgeschieden war, hatte Geheimrat Dr. H. Hergesell, der gleichzeitig Präsident der Internationalen Kommission für wissenschaftliche Luftfahrt in Straßburg war, die Leitung des Observatoriums übernommen. Die internationale Kommission verlegte daraufhin ihren Sitz ebenfalls nach Lindenberg.

Ein besonderes Problem stellte bei den vorkommenden Abrissen der Aufstiegs-Ballone oder –Drachen die Rückführung der Registrier-Apparate dar. Der gesicherte Fall durch Fallschirme führte häufiger zu einem Überschreiten der Grenzen.
Abkommen mit der Tschechoslowakei und Polen über eine zoll- und portofreie Rücksendung nach Lindenberg, sowie dreisprachige Hinweise für die Finder, senkten die Verluste auf 3 – 4% der Aufstiege.

Neben den Drachen- und Ballonaufstiegen experimentierten die Lindenberger auch mit Flugzeugaufstiegen, bei denen man zunächst die gleichen Registriereinrichtungen verwendete. Als es den Lindenbergern gelungen war, zwei Flugzeuge vor der nach dem 1. Weltkrieg vorgeschriebenen Zerstörung zu bewahren, versuchte man, sie bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof zum Einsatz zu bringen. Schließlich wich man nach Staaken, zur “Deutschen Luftreederei”, später “Deutscher Aero-Lloyd” und “Luftschiffbau Zeppelin” aus, da in Adlershof trotz der dortigen Unterstützung keine günstigen Forschungsbedingungen herzustellen waren.

Die Ausstattung einer Reihe berühmter Expeditionen mit meteorologischen Forschungsinstrumenten stammte ebenfalls großenteils aus der Werkstatt in Lindenberg.

(Abb. 13)

So hat z.B. sowohl bei der Südatlantik-Expedition der “Meteor” in den Jahren 1925-27 (siehe Abb. 13), wie auch bei den Grönland-Expeditionen von A. Wegener 1929 und 1930/31 das Aeronautische Observatorium einen Großteil der Geräte und darüberhinaus Mitarbeiter und Forschungsansätze beigesteuert (Dubois, 1993, S. 113/14). Auch der schon 1908 von Hergesell und Graf Zeppelin ins Auge gefaßte Plan, das Luftschiff zur aerologischen Polarforschung einzusetzen, konnte schließlich 1931 mit der “Polarfahrt” (Arktisfahrt) des “LZ 127”, vor allem auf der 7.470 km langen sogenannten “Heimfahrt”, d.h. nach der Wasserung bei dem Eisbrecher “Malygin” in der Hookerbucht, zwischen dem 26.7. abends und der Landung in Berlin am 31.7.1931 wenigstens ansatzweise verwirklicht werden. Dabei wurden die meteorologischen Verhältnisse unter, bei und über dem Luftschiff untersucht und das erste mal von einem Luftschiff aus Radiosonden-Ballonaufstiege erfolgreich durchgeführt.

Bedeutende Dienste und Einrichtungen wurden aus dem Observatorium heraus entwickelt und aus organisatorischen Gründen abgetrennt, so z.B. 1923 die “Zentrale für Höhenwetterdienste”, aus der 1928 Wurde die “Leitung des Höhenwetterdienstes” nach Tempelhof verlegt und mit der “Zentrale für Flugsicherung” vereinigt (Körber, 1993, S.44).

Am 1.4.1932 wurde die seit langem geplante Wiedereingliederung des Aeronautischen Observatoriums Lindenberg in das Preußische Meteorologische Institut vollzogen, von dem es seit 1905 organisatorisch getrennt war.

Der Austausch meteorologischer Informationen fand bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im Wesentlichen auf folgenden 6 “Kanälen” statt:
- als schriftliche Beobachtermeldungen über besondere meteorologische Vorkommnisse (Ge­witter, Hagel, Wirbelstürme usw.) und als schriftliche Wochen- und Monats-Berichte über die Gesamtheit der gemessenen meteorologischen Elemente. Beides geschah zu einem erheblichen Teil auf Vordruckkarten und in Briefen (siehe Abb. 11).
- als tägliche (sehr bald täglich mehrmalige) Beobachtermeldungen an die zentralen Dienste auf telegrafischem Wege
- als Wetterberichte und/oder -prognosen der zentralen Dienste an Zeitungen, Abonnenten und wissenschaftliche Einrichtungen überwiegend schriftlich, z.T. jedoch auch telegrafisch (siehe Abb. 9, 10 und 12)
- als Datenaustausch mit anderen meteorologischen Diensten mittels Fernschreib-Einrichtungen (ab 1928 über Postleitungen zugelassen)
- als Einzelberatungen für Militärs, Verkehrseinrichtungen, Flugzeuge und Schiffe telefonisch, aber auch telegrafisch, per Fernschreiben und schriftlich ( siehe Abb. 7)
- als veröffentlichte Meldungen (Bericht, Wetterkarte oder/und Vorausschau) durch Aushänge, in Zeitungen und im Rundfunk, denen teilweise wiederum telegrafischer oder schriftlicher Versand von Informationen bzw. auch von fertigen Aufbereitungen (z.B. Wetterkarten-Matrizen, siehe Abb. 14) zugrunde lag.

(Abb. 14)

 

Eine echte Privilegierung des postalischen Transports lag dabei nur dann vor, wenn die für die Masse der Übermittlungen benutzten Versandwege oder Versendungsarten gebührenbegünstigt waren. Eine 50%-Vergünstigung der Gebühren bestand beim Versenden von Telegrammen, soweit diese als Pressetelegramme gelten durften und nachdem die Wettertelegramme den Börseninformationen gleichgestellt worden sind. Wie am Fall der Beobachtungs-Telegramme der Telegrafenstationen an das AOL gezeigt werden konnte, wurden den Beobachtern die Telegrafie-Kosten gestundet, aber dem Observatorium dann in Rechnung gestellt. Das mag in ähnlicher Form auch anderswo so geregelt gewesen sein.

Durch die Pauschalverrechnungen (“Ablösungsverfahren”) mag eine gewisse Vergünstigung zustande gekommen sein, vor allem, da angenommen werden kann, daß dabei Rabatte gewährt wurden. Eine ähnliche Vergünstigung könnte sich durch Mengenrabatt-Gewährung beim Verkauf von Dienstmarken ergeben haben. Richtig portofrei waren nur die Sendungen, die während der Kriege, im 2. Weltkrieg erst ab dem 29.7.1941, als “Feldpost” deklariert werden konnten (zwischen 1937 und 1941 wurde auch militärische Dienstpost pauschal verrechnet, d.h. “abgelöst”).

Eine Begünstigung der Wettereinrichtungen war damit in diesem Zeitabschnitt nur eingeschränkt gegeben.

 

2.3   Entwicklung zum Reichswetterdienst beim Luftfahrtministerium

Am 28.11. und 7.12.1918 war vom Reichsamt des Innern ein “Reichsluftamt” neu geschaffen worden. Zwischen 1926 und 1928 wurden 5 Wetterflugstellen in Deutschland eingerichtet, die vom AOL technisch zu betreuen waren.

Ab dem 15.2.1927 wechselte das AOL mit seinen aerologischen Messungen vom Flugzeug aus von Staaken nach Berlin-Tempelhof und 1928 verlegte es auch die Leitung der wissenschaftlichen Flugstelle nach dort, um den Bedürfnissen der Flugberatung schneller Rechnung tragen zu können (Dubois, 1993, S. 64).

Etwa zeitgleich wurden am Ende der zwanziger Jahre am Institut für Aerologie der Sowjetunion in Sloutzk (Dubois, 1993, S. 89), am Observatoire de Météorologique Dynamique in Trappes in Frankreich (Dubois, 1993, S. 86) sowie in Lindenberg bzw. in Berlin-Tempelhof die Erkenntnisse der Luftfahrt und der Funktechnik mit den Entwicklungen von aerologischen Registrierapparaten gebündelt und zur Radiosonden-Technik weiterentwickelt. Bei den aerologischen Forschungen im Rahmen des 2. Internationalen Polarjahres 1932/33 haben die Erprobungseinsätze dieser drei genannten Nationen parallel die Machbarkeit der funktechnischen Übertragung aerologisch gewonnener Meßwerte vom Ballon oder Drachen an die Bodenstation nachgewiesen (Dubois, 1993, S. 91).

(Abb. 16)

Am 6.4.1934 erließ die nationalsozialistische Regierung Deutschlands eine Verordnung über den “Reichswetterdienst”. Das Preußische Meteorologische Institut wurde auf der Basis dieser Verordnung mit seinen zugeordneten Observatorien am 7.7.1934 dem Reichswetterdienst (Bezeichnung der Behörde: “Reichsamt für Wetterdienst”) beim Reichsluftfahrtministerium eingegliedert (siehe Abb. 17 und 18). Die Lehr- und Forschungsaufgaben der beiden Observatorien in Potsdam und Linden­berg blieben zunächst noch unangetastet.

(Abb. 19)

Das Reichsamt für Wetterdienst umfaßte die Abteilungen “I = Klimatologie” (siehe Abb. 21), “II = Synoptische Meteorologie und Aerologie” (siehe Abb. 19), sowie “III = Instrumente und Geräte”, (Körber, 1993, S. 44).

Ab 1934 führten die Mitarbeiter am Potsdamer Observatorium systematische Untersuchungen über den globalen Strahlungs- und Wärmehaushalt durch. Man analysierte u.a. die spektrale Verteilung in der Intensität des Sonnenlichts. Die dabei gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Filter führten zu internationalen Übereinkünften zur Nutzung bestimmter Schott’scher Filter, die seither als Potsdamer Normalfilter bezeichnet werden (Foitzik/ Hinzpeter 1958, S. 129). O. Hoelper entwickelte in Potsdam um 1936 einen UV-Spektographen für photometrische Untersuchungen der UV-Strahlung. Dadurch wurden die Verfahren zur Bestimmung der Trübung der Atmosphäre, z.B. durch Wasserdampfgehalt, und die daraus folgenden Schwankungen der Intensität im UV-Spektrum für die Fernbeobachtung vom Boden aus so weit verbessert, daß die Ergebnisse den in der Höhe gewonnenen an Meßgenauigkeit nicht mehr nachstanden (Kör­ber 1993, S. 45). Bei den mit diesem Gerät eingeleiteten photometrisch durchgeführten Untersuchungen des Himmelslichtes tauchte bereits um diese Zeit das Problem der Ozonabsorbtion durch UV-Licht auf, das heute durch die durch menschliche Aktivitäten bedingte Ozonabnahme, besonders eindrucksvoll als “Ozonloch” der winterlichen Antarktis große Aktualität besitzt.

(Abb. 17 und 18)

Ein “von E. Kleinschmidt 1935 herausgegebenes ‘Handbuch der Meteorologischen Instrumente und ihrer Anwendung’ ist ein nahezu vollendetes Beispiel, wie die Experten einer einzigen meteorologischen Institution (des MOP, der Verf.) für Jahre hindurch die meteorologische Instrumentenkunde entscheidend beeinflußt haben” (zitiert bei Körber 1993, S. 47).

Allerdings wurde 1942, nachdem bei einem geglückten A4(V2)-Start am 3.10.1942 zum ersten mal mit 90 km Aufstiegshöhe der eigentliche Weltraum erreicht worden war, die Entwicklung einer aufzeichnenden und absprengbaren Instrumentenkapsel (sogen. “Regener-Tonne”) nicht nach Potsdam oder Lindenberg vergeben. Die zentralen Stellen in Berlin vergaben diesen Auftrag vielmehr an Professor Erich Regener und Dr. Alfred Ehmert von der Forschungsstelle für Physik der Stratosphäre in Friedrichshafen, mit denen W. v. Braun bereits vorher die entsprechenden Verhandlungen geführt hatte (W. Buedeler 1982, S. 265/66). Die mit einem Fallschirm versehene schwimmfähige Kapsel sollte u.a. einen Bezugstemperatur-Thermostaten, einen Barographen, einen Spektrographen für Sonnen-Ultraviolettstrahlung, ein Meßwerte-Registriergerät für Luftdichte und Temperatur sowie ein Gerät zur Entnahme von Luftproben enthalten (siehe ebenda, S. 266 und bei Dubois, 1993, S. 180). Dieser verabredete Entwicklungsauftrag kann als die erste Planung für eine wissenschaftliche Nutzlast bei in den Weltraum gesandten Raketen gelten. Erprobungsflüge konnten in Deutschland jedoch nicht mehr durchgeführt werden, da die produzierten A4-Raketen ausschließlich als “V2” für die Beschießung Englands eingesetzt worden sind. Eine weitere Erprobung für die Meteorologie erfolgte erst nach Beendigung des Krieges in der Fortsetzung der Versuche mit erbeuteten A4-Raketen durch die USA.

Insgesamt gesehen flossen zwischen 1934 und 1945 die finanziellen Mittel für meteorologische Forschung reichlicher, aber der (Grundlagen-)Wissenschaft wurde durch die Uniformierung für militärische Zwecke viel Boden entzogen (Körber 1993, S. 48). Eine kurze Abschweifung zur Frage der militärischen Nutzung der Meteorologie im 2. Weltkrieg soll dieses verdeutlichen. Im Krieg mußte der Wegfall der Wetterdaten, die Deutschland bis 1939 durch internationalen Datenaustausch erhalten hatte, mit Hilfe eigener Wetterbeobachtungen kompensiert werden, da die Haupteinflüsse für unser Wetter über dem Nordatlantik, d.h. weit außerhalb des eigenen Territoriums entstehen.

(Abb 20)

Im Atlantik operierende deutsche U-Boote erhielten deshalb den Befehl, drei bis vier mal täglich Wetterbeobachtungsmeldungen nach Deutschland zu funken. Da sie damit in die Gefahr kamen, durch Funkpeilung geortet und angegriffen zu werden, wurde dieser Befehl nicht ausreichend befolgt. Zu Wetterbeobachtungsschiffen umgebaute Fischereiboote wurden deshalb zusätzlich eingesetzt. Außerdem sollten Wettertrupps unter anderem in Ostgrönland, auf Spitzbergen, auf der Bäreninsel und auf Nowaja Semlja Beobachtungsstationen errichten und unterhalten. Als diese Stationen mit dem Fortschreiten des Krieges immer schneller entdeckt und angegriffen wurden, ging die deutsche Seite zur Errichtung automatischer Stationen anstelle der bemannten und zu automatisch registrierenden und meldenden Wetterbojen über. Es ist klar, daß hier die Lindenberger und Potsdamer Geräteentwicklungen von großem Nutzen waren und weiter vorangetrieben wurden.
Insgesamt hatten die Wetterbeobachtungsstationen und -schiffe relativ wenig Kriegsverluste und auch bei den Bombardements der Alliierten in Deutschland wurden die Sende- und Empfangs-Antennen-Anlagen (z.B. auch nördlich von Berlin) fast vollständig verschont. Die Erklärung dafür fand sich nach Beendigung des Krieges. Die Engländer hatten mit Unterstützung polnischer Untergrundkämpfer den Funkverschlüsselungs-Code des Verschlüsselungs-Automaten ENIGMA weitgehend entziffert und benötigten die verschlüsselten deutschen Wettermeldungen um ihre Entschlüsselung anderer deutscher Funksprüche zu überprüfen, da ihnen die hinter den Wettermeldungen stehenden Daten ja durch eigene Messungen bekannt waren (Rudek, 1999). So zwang die Großräumigkeit der wetterbestimmenden Einflüsse die deutschen Militärs, Risiken einzugehen, die von den Alliierten entweder kriegsentscheidend oder doch mindestens kriegsverkürzend genutzt werden konnten.

Mit Ausnahme einer kurzen Zeit gegen Ende des 2. Weltkrieges, als augenscheinlich einige Teile des Meteorologischen Dienstes aus Berlin, z.B. nach Großleuthen, Kr. Lübben, ausgelagert gewesen sind (siehe Abb. 21), hatten sich in Tempelhof um den Flughafen große Teile des Meteorologischen Dienstes des Dritten Reiches konzentriert. Als Beispiele dafür sollen hier aufgeführt werden: die Wetterdienst-Schule (siehe Abb. 16), die Verwaltung des beim Oberkommando der Luftwaffe angesiedelten Reichsamtes für Wetterdienst (siehe Abb. 20), die Wetternachrichtenüberwachung beim Luftgaupostamt (siehe Abb. 22; falls es sich dabei um eine Dienststelle der Reichspost zur Funküberwachung im Sinne von störungsfreien Übermittlungen gehandelt hat, so war sie seit 1928 in dem neu errichteten Gebäude für das Reichspost-Zentralamt an der Ringbahnstraße in Tempelhof untergebracht; später wurde diese Dienststelle bis Kriegsende nach Schönefeld bei Beelitz verlegt), sowie die Zentralstelle für den Wetterdienst (siehe Abb. 19).

(Abb. 21 und 22)

Durch das “Gesetz über die Aufhebung der Gebührenfreiheiten im Post- und Telegrafenverkehr” vom 29.4.1920 seien alle bis dahin bestehenden Privilegierungen außer kraft gesetzt worden (meinen nur teilweise richtig Müller/Schuster, 1945). Nach Ablauf von 3Jahren hätten neue Pauschalverträge mit den Ländern des Deutschen Reiches abgeschlossen werden können. Preußen machte davon keinen Gebrauch. Mit Wirkung vom 1.10.1923 wurde jedoch ein solcher Vertrag zugunsten der Reichsbehörden geschlossen. “Seit 1.1.1934 be­stand das Ablösungsverfahren praktisch nur noch für Behörden, die unmittelbar aus dem Haushalt des Reiches unterhalten wurden und das kleine Reichssiegel führten. Die Zahl solcher Behörden vergrößerte sich nach 1934 immer mehr, da ständig neue teilnahmeberechtigte Behörden gebildet wurden” (Müller/Schuster, 1945, S. 2), besonders, als ab ca. 1937 die als kriegswichtig eingestuften Behörden außerhalb der Reichsbehörden mit ihrer Dienstpost in diese Ablösung einbezogen wurden (Lütgens, 1986, S. 193). Nach den Einschätzungen von Müller und Schuster hatten die Verfahren zur Abschätzung der Ablösesummen nur Näherungswerte gebracht, die meist zum Nachteil der Post ausgingen.

Da die Observatorien in Potsdam und Lindenberg ebenso wie der Reichswetterdienst dem Reichsluftfahrtministerium direkt unterstellt waren, kann kein Zweifel daran bestehen, daß diese Einrichtungen allesamt berechtigt waren, am Ablösungsverfahren teilzunehmen. Es muß jedoch festgestellt werden, daß damit der Absicht nach keine Porto-Privilegierung verbunden war, sondern nur eine abwicklungstechnische Vereinfachung. Praktisch kann dabei für das vertragsschließende Reichsfinanzministerium eine Ersparnis durch günstige Pauschalsummen eingetreten sein, die jedoch den wetterdienstlichen Einrichtungen nicht zugute kam.

Entgegen den Ausführungen der beiden Briefschreiber Müller und Schuster aus dem Jahr 1945, die die Abschaffung aller Gebührenermäßigungen für die gesamte Zeit nach 1920 behauptet haben, stellt Lütgens fest, daß seit dem 4.4.1934 für Wettertelegramme mit dem vorangestellten Kürzel “OBS”, wenn sie Wetterbeobachtungen von oder an amtliche Stellen enthielten, nur 50 % der normalen Wortgebühr zu entrichten war (Lütgens, 1986, S.131).

 

 

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aktualisiert am: 24.05.2018