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Die Stasi - Post- und Telefonkontrolle in der DDR

 
 
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Mit heissem Dampf und kalter Angst

 

Täglich 90 000 Briefe lesen:

Eine Ausstellung über Post- und Telefonkontrolle in der DDR

Stasi - Die Staatssicherheit der DDR beim Abhören von Telefongesprächen im Originalfoto

Foto Stasi Telefonkontrolle Original

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Stasi - Die Staatssicherheit der DDR beim Abhören von Telefongesprächen - Foto bearbeitet

Foto Stasi Telefonkontrolle bearbeitet

Stasi - Staatssicherheit der DDR

Wenn bei der Erforschung von Diktaturen die Decken gehoben werden, unter denen die Details schlummern, zeigen sich erst die wirklichen Abgründe.

Die Staatssicherheit der DDR, die mit Akribie bis in die intimsten Zonen ihrer Mitbürger eindrang, war nicht nur ein monströser Überwachungsapparat, sondern auch ein leiser Spezialist im Belauschen öffentlicher Kommunikation.

Postkontrolle und Telefonkontrolle

Briefe und Telefongespräche waren einem ungeheuren Filterprozeß unterworfen, der nun in der Sonderausstellung „Post- und Telefonkontrolle in der DDR" im Museum für Kommunikation vorgestellt wird.

In den achtziger Jahren wurden täglich von den vielen im Land verteilten Dienststellen der Abteilung M, zuständig für die Postkontrolle, bis zu 90 000 Briefe gelesen und kontrolliert.

Die nötige Motivation erhielten die Spitzel bei ideologischen Schulungen, wo ihnen das Suchen und Wühlen als „Kampfatmosphäre im Fahndungskollektiv" schmackhaft gemacht wurde.

Derart aufgestachelt und ständig mit neuen technischen Schnüffelgeräten versorgt, schafften die Abteilungen, was der Planwirtschaft nie gelang: effektiv zu arbeiten und die „Pläne zu erfüllen".

 

Öffnen von Briefen mit heißem Dampf

Bei der Öffnung der Briefe wandte man verschiedenste Verfahren an: Mit heißem Dampf konnten Umschläge geöffnet und wieder geschlossen werden, ohne daß der Empfänger etwas bemerkte.

Sobald der MfS-Mitarbeiter beim emsigen Befühlen des Kuverts erkannte, daß es Fotos oder andere Dokumente enthielt, die durch Hitze beschädigt werden konnten, wurde ein Kaltdampfgerät eingesetzt.

Die Stasi griff aber auch zu chemischen Lösungsmitteln, Bügeleisen, Ultraschallbädern und dergleichen mehr. Mit absurder Gründlichkeit wurde alles verwertet, was irgendwie nützlich erschien.

In einem Schreiben vom Juli 1967 gab Erich Mielke persönlich die Anweisung, daß die von den Poststellen gesammelten Briefmarken „an die Poststelle des MfS zu übersenden" seien.

Einige Marken wurden der Deutschen Buchexport und Import GmbH zugeschanzt, um sie gegen Devisen zu veräußern.

 

Stasi Postkontrolle

Die Stasi-Postkontrolle schnüffelte nicht nur in Briefen herum, sondern verzögerte auch die Zustellung.

Als der Schriftsteller Reiner Kunze, von der DDR mit Einreiseverbot belegt, 1988 im Westen ein Fernsehinterview gab, schickte er seinen Eltern im Vogtland ein Telegramm, worauf die Sendezeit vermerkt war: „21 Uhr Herzlichst Reiner". Das Telegramm wurde erst am folgenden Tag zugestellt, nachdem auch die Wiederholung der Sendung gelaufen war.

Schon vor seiner Ausreise trug sich Kunze mit der Idee zum Zyklus „einundzwanzig Variationen über das THEMA „die post“: „Eines Tages fuhr ich mit dem Zug von Berlin zurück nach Greiz, und obwohl ich nie daran gedacht hatte, etwas über die Post zu schreiben, kam mir auf dieser Fahrt ein Post-Einfall, ein von der Post, von meinen Posterfahrungen inspiriertes poetisches Bild nach dem anderen. Metaphern, die nur jemandem einfallen können, der solche Erlebnisse Jahre und Jahrzehnte mit sich herumträgt."

 

Ausstellung zur Postkontrolle und Telefonkontrolle der Stasi

Der Rundgang durch die Ausstellung, die von der Gauck-Behörde unterstützt wird, ist ein Wechselbad zwischen grotesken und beängstigenden Momenten.

Wenn man Bilder von älteren Herren sieht, die als Stasi-Kontrolleure bei der Post auf die vorbeiziehenden Pakete starren wie der Waidmann auf den Hasen, wirkt das skurril.

Hört man jedoch einige Stationen weiter eine Klangcollage aus knackenden Leitungen und Telefongeräuschen, wo förmlich zu spüren ist, wie das Tonband angeworfen wird, verwandelt sich das Schmunzeln schnell in die von kalter Angst getriebene Gewißheit latenter Bedrohung und verwehrter Intimität.

Je älter die DDR wurde, desto unstillbarer wurde der Hunger der Staatssicherheit nach Informationen über Privatpersonen. „Wir müssen als MfS über alles Bescheid wissen", hieß es bei Mielke bis zum Schluß.

Allein in Ost-Berlin unterhielt die Abteilung 26, zuständig für die Telefonüberwachung, über zwanzig Abhörstudios. 436 Personen waren hier in den stets mit Rollos verdunkelten Studios beschäftigt.

Ein Standort befand sich auch in der Staatsbibliothek Unter den Linden. Hier wurde in zwei Schichten abgehört und aufgeschrieben. Der Arbeitsalltag war penibel festgelegt, sogar die Zeiten für die „Reinigung der Tonköpfe durch den Spätdienst" waren geregelt.

 

DDR - Rechtsprechung

Nach der Wende wurde jedoch keiner der Mitarbeiter dieser Abhörstellen, die bis zum 8. November 1989 in Betrieb waren, verurteilt. Im Rahmen der DDR-Rechtsprechung stellte es kein Unrecht dar, daß der Staat seine Bürger bis in den Gehörgang verfolgte.

Marianne Birthler erhofft sich, daß diese Ausstellung „besonders auch die junge Generation" erreicht. „Sie enthält die aktuelle Botschaft, wie kostbar die Freiheits- und Grundrechte sind".

Daß auch in einer demokratisch verfaßten Informationsgesellschaft die Daten jedes einzelnen in Gefahr sind, korrumpiert zu werden, läßt sich durchaus als ein Unterton dieser Präsentation herauslesen.

Sie sensibilisiert für das ungeheure technische Kontrollpotential, das die Diktaturen aus Angst um ihre Macht entwickelt haben und das in der Demokratie, Stichwort großer Lauschangriff, immer der öffentlichen Beobachtung unterliegen sollte.

 

Gernot Wolfram

„Ein offenes Geheimnis. Post- und Telefonkontrolle in der DDR",

Ausstellung in Berlin von 2002,
Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16

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aktualisiert am: 24.05.2018